Es braucht verlässliche Partnerschaften

Es war sozusagen der Energiehunger, der die rund 50 Teilnehmenden am 4. April 2023 ans Holzakteurtreffen der Regionalgruppe Luzern der Lignum Holzwirtschaft Zentralschweiz (LHZ) nach Eschenbach LU führte. Der Anlass sollte Licht ins Dunkel bringen, wie sich die Wald- und Holzwirtschaft in Bezug auf die grosse Nachfrage nach Holz in den verschiedensten Nutzungsbereichen künftig einsetzen und verhalten soll. Und somit war eine spannende Diskussion eröffnet.

Geht es um Energie, ist man in Eschenbach LU richtig. Seit 2011 trägt die Gemeinde das Label Energiestadt und seit 2018 betreibt sie mit der Amstutz Holzenergie AG einen Fernwärmeverbund. Dorthin führte der Weg der Interessierten zu Beginn der Veranstaltung. Markus Kempf, Leiter Anlageplanung der Betreiberin, nannte die wichtigsten Eckdaten und verriet einige technische Details zum Projekt, bevor die Besucher sich selbst ein Bild über die Anlage machen konnten.

«Es braucht den Handshake»
Nach den Begrüssungsworten von Pi Renggli, Leiter der Regionalgruppe Luzern, richtete Gemeinderat Benno Fleischli seine Grussworte an die Gäste. Er betonte die enge und sehr gute Zusammenarbeit mit der Amstutz Holzenergie AG und hielt Rückschau auf die Entstehung der Kooperation und der Aufnahme des Fernwärmeverbundes. Michiel Fehr, Vorstandsmitglied der LHZ und Leiter Fachbereich Waldnutzung bei der Dienststelle Landwirtschaft und Wald, übernahm das Wort und rückte die Zusammenarbeit von Waldwirtschaft und Holzwirtschaft ins Zentrum der Ausführungen. Es sei die gesamte Holzkette, welche Ökosystemleistungen für die ganze Gesellschaft generiere. Um das zu bewerkstelligen, dafür benötige es nachhaltige, ja, auch ökonomisch nachhaltige, Rahmenbedingungen. «Es braucht den Handshake aller Beteiligten, damit wir die Balance halten können», appelliert er an die Anwesenden.

Energieholz wird zum Motor
Über die Bedürfnisse der Waldeigentümer sprach Ruedi Gerber, Präsident von WaldLuzern. Der Bedarf an waldbaulicher Pflege habe in den letzten Jahren kontinuierlich zugenommen. Parallel dazu wird immer mehr Holz verlangt, was die personellen Ressourcen des Forstfachpersonals herausfordert. Gerber erwähnte ausserdem das schweizweite Nutzungspotenzial, welches bei rund zwei bis drei Millionen m3 mehr liege. Auch dies ist im Endeffekt eine Ressourcenfrage. Und genau da scheitert’s. Fachpersonal halten zu können, ist eine grosse Gratwanderung – nicht zuletzt, weil das erste Glied der Holzkette immer noch nicht adäquat entschädigt wird. Zum Energieholz äussert sich Gerber wie folgt: «Energieholz wird zum Motor für die Holznutzung in schlecht erschlossenem Wald.» Ausserdem müssten die Preise beim Energieholz steigen, wenn zukünftig mehr Holz verlangt würde, so der Präsident von WaldLuzern weiter.

Kaskadennutzung von Holz ist ein Muss
Holzenergie ist die Passion von Albert Amstutz von der Amstutz Holzenergie AG. In seinen Ausführungen erwähnte er beeindruckende Zahlen zum möglichen Energie- und Nutzholzbedarf im Kanton Luzern. Mit den angedachten Holzenergieprojekten sollen es bis 2027 das Zweieinhalbfache mehr sein als im Luzerner Wald genutzt werden kann. Es sei ein Irrglaube, ausserhalb der Kantonsgrenzen oder ausserhalb der Landesgrenzen das zusätzliche Potential beschaffen zu können. Denn da werden die gleichen Überlegungen angestellt. Vielmehr sieht er die einheimische Lösung der nachhaltigen Nutzung des verfügbaren Potenzials in unseren Wäldern, wobei die oberste Priorität in der Kaskadennutzung liege: «Holz muss im besten Fall mehrfach genutzt werden», votierte Albert Amstutz. Dabei hat aus seiner Sicht die stoffliche Nutzung absoluten Vorrang. Auch in Bezug auf die Nutzung von Energieholz hat er klare Vorstellungen. Dieses müsse effizient und effektiv genutzt werden. Holzschnitzel mit Abwärme zu trocknen, sei ineffizient und sinnlos. Wichtig sei, dass nun die vielseitigen Ansprüche auf den Tisch kommen und eine sinnvolle partnerschaftliche Koordination innerhalb der Wald- und Holzbranche erfolge.

Podiumsdiskussion ruft Dialog auf den Platz
Der Anfang einer solchen Koordination konnte im Rahmen des nachfolgenden Podiums erfolgen. Es diskutierten Ruedi Gerber, Albert Amstutz, Lukas Gerig (Betriebsleiter RO Wald Seetal-Habsburg) und Hanspeter Bucheli (Kantonsrat). Michiel Fehr amtete als Moderator. In den nachfolgenden Ausführungen war vorherrschende fehlende Transparenz spürbar. Als Förster wird Lukas Gerig immer wieder vor die Herausforderung gestellt, dass er und seine Kollegen mit Anfragen nach Hackholz bombardiert werden. Viele Projekte würden parallel laufen. Welcher Bedarf effektiv resultiere, sei unklar. Auch sei die Mobilisierung von Holz eine Herausforderung. Im Seetal würde der jährliche Zuwachs bereits vollumfänglich genutzt.

Mit Kantonsrat Hanspeter Bucheli war auch die Politik auf dem Podium vertreten. Für ihn ist klar: «Die Chance ist da, dass wir im Wald kostendeckende Preise realisieren können.» Wichtig hierfür: ein transparenter Austausch miteinander. Als Meisterlandwirt kennt er nebst dem Holzmarkt auch den Schweinemarkt. Und Letzterer sei für ihn ein viel schwierigerer Markt. Schliesslich liesse sich Holz lagern und könne mitunter auch stehengelassen werden. Er plädiert für eine endgültige Regulierung durch den Markt. Jedoch sei denkbar, sofern der Wille da sei, innerhalb der Branche ein Grundgerüst zu erstellen: Welche Projekte sind wo, wie viel Holz wird gebraucht, was ist in Planung. «Doch – gelangt man wirklich an aussagekräftige Daten hierzu?», die Frage von Bucheli.

Für Wald-Luzern-Präsident Ruedi Gerber ist klar: «Holz hat seinen Wert. Schlussendlich entscheidet aber der Preis, der bezahlt wird, wofür das Holz verwendet werde.» Er appelliert an die Anwesenden, dass bei der Planung eines Projekts mit den Waldeigentümern der Dialog aufgenommen werden soll, um zu klären, wer Holz liefern kann und soll.

Albert Amstutz bringt sich mit dem Gedanken an gute und zuverlässige Partnerschaften in die Diskussion ein. Nur so könne das Potenzial voll ausgeschöpft werden. «Man muss miteinander reden, aufeinander zählen können und zusammen gute Lösungen ausarbeiten», so Amstutz. Die holzverarbeitende Sparte generiert viele Arbeitsplätze, mehr als jene der Holzenergie – darum: Kaskadennutzung müsse der Weg in die Zukunft sein. Bei der anschliessenden Publikumsdiskussion platzierten auch die Gäste ihre Voten und Sichtwinkel. Im Saal war man sich der grossen Herausforderungen und der Tatsache bewusst, dass es nur im Austausch miteinander funktioniert, den anspruchsvollen Balanceakt zu meistern. Der anschliessende Apéro bot beste Gelegenheit dafür, die Meinungen der anderen Teilnehmenden kennenzulernen und zu einem fairen Dialog ja zu sagen.

Präsentationen des Holzakteurtreffens



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