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04.05.2021

Alessa Ulmi hat mit ihrer Berufswahl Gefühle geregt

Alessa Ulmi lernt Zimmerin bei Stalder Holzbau AG, Malters. Wohl kaum jemanden wird ihr Schlussplädoyer und mit welcher Begeisterung sie für ihren Lehrberuf wirbt, kalt lassen. Wow! Solche junge Berufsleute braucht die Welt.

LHZ: Alessa Ulmi, hinter Ihnen liegen die ersten acht Monate Ihrer Lehre als Zimmerin. Was ziehen Sie für ein Fazit?
Also bis jetzt habe ich mich definitiv für den richtigen Beruf entschieden, denn ich habe in dieser kurzen Zeit schon sehr viel gelernt und fühle mich wohl bei dem, was ich mache.

Wie kam es zu Ihrer Berufswahl? In welchen anderen Berufen haben Sie noch geschnuppert?

Ich kam schon früh in Berührung mit Holz, denn mein Grossvater war Schreinermeister und hatte zu Hause noch eine Werkbank. Zudem ist mein Vater auch Zimmermann und hat mich am Wochenende immer mit auf die Baustelle genommen, wo ich schon als kleines Kind tatkräftig mithelfen wollte. Was meine Berufswahl angeht, habe ich ziemlich alles durchprobiert - von der Plattenlegerin zur Coiffeuse und weiter zur MPA (Medizinische Praxisassistentin), doch am Ende habe ich mich dann doch für die Zimmerin entschieden.

Sie werden in Ihrer Klasse nicht sehr viele Klassenkameradinnen haben. Wie viele sind es im 1. Lehrjahr?
In meiner Klasse habe ich noch eine Mitschülerin, mit der ich mich eigentlich ziemlich gut verstehe.

Wie hat Ihr Umfeld reagiert, als Sie sich für einen eher männerdominierten Lehrberuf entschieden haben?
Eigentlich haben alle sehr gut reagiert, jedoch hat sich meine Mama zuerst nicht so gefreut, weil sie Angst um mich hatte. Mittlerweile hat sich diese Angst ein wenig gelegt und sie kann sich mit mir freuen. Im Gegensatz dazu hat mein Vater ganz anders reagiert. Als ich ihm von meiner Wahl erzählt habe, ist er vor Freude in Tränen ausgebrochen. Eigentlich sind alle stolz auf mich.

Was hat den Ausschlag für Ihre Wahl gegeben? Was gefällt Ihnen an diesem Beruf speziell?
Eigentlich wusste ich schon früh, dass es in die handwerkliche Richtung geht, jedoch nicht genau, wohin. Aber als ich beim Schnuppern in die Holzbau-Branche gekommen bin, wusste ich, ich bin hier richtig. Jetzt musste ich mich nur noch zwischen Schreinerin und Zimmerin entscheiden. Ich habe dann im Laufe von diversen Schnupperlehren aber herausgefunden, in welche Richtung es gehen sollte: nämlich Richtung Zimmerin. Der Schreinerberuf war mir zu fein. Ich wollte mit richtigem Holz arbeiten und mich eher mit den grossen Werkstücken umgeben.

Was denken Sie, kann eine weibliche Person speziell in ein männerdominiertes Team einbringen?
Ich denke, eine Frau tut jedem Betrieb gut, denn so lernen die Männer auch einen anderen Umgang untereinander. Eine Frau schenkt einem Team einen freundlichen und aufgestellten Touch. Zudem kann man die Stärken einer Frau sehr gut in einer Gruppe von Männern einsetzen. Denn wir Frauen haben eher ein Auge für Details und Ästhetik. Zudem haben wir auch kleine geschickte Hände, die viel leichter an verschollene Gegenstände kommen, und da wir meistens kleiner sind, können wir in kleinen und niedrigen Räumen viel besser arbeiten.

Gibt es Tätigkeiten, die Sie aufgrund Ihrer körperlichen Konstitution nicht erledigen können? Wie werden Sie in solchen Momenten von Ihren Kollegen unterstützt?
Bis jetzt kam dies eher selten vor. Bei mir ist es mehr das Problem, dass ich zu klein bin und immer eine Leiter zur Hilfe brauche oder bei grossen und schweren Gegenständen einfach zu wenig Kraft habe. Jedoch tragen wir diese dann aber meistens zu zweit oder ich habe andere Hilfsmittel wie bspw. Klemmen, trage Taschen und Gurten.

Haben Sie schon eine Leidenschaft für bestimmte Arbeiten entwickeln können? Wenn ja, für welche?
Ja, ganz klar. Ich arbeite sehr gerne im Treppenbau, denn da sieht man ganz klar den Arbeitsgang vom Klotzbrett zu einem schönen Wohnaccessoire. Im Treppenbau gefällt mir vor allem der Ausgleich zwischen Feingefühl und Kraftakt, aber auch, dass ich meinem Perfektionismus vollen Lauf geben kann. Denn bei einer Treppe muss alles haargenau stimmen und Fehler müssen sauber geflickt und beseitigt werden.

Als Zimmerin umgeben Sie sich mit einem sehr natürlichen und umweltfreundlichen Werkstoff. Wie kam es zu Ihrer Vorliebe für Holz?
Meine Vorliebe für Holz hat sich von Zeit zu Zeit mehr entwickelt. Alles hat eigentlich beim Arbeiten in einer Spenglerei begonnen, denn da waren meine Arbeitskleider innerhalb von zwei Wochen schon ziemlich kaputt und ich habe mich ständig am Metall verletzt. Dies war beim Holz nie das Problem, ausser ein paar Splitter in den Händen, aber dies ist ertragbar. Zudem finde ich Holz einfach wunderbar, denn es hat so viele verschiedene Arten und Facetten, von wild über gedämpft bis hin zu verzogen ist alles dabei.

Wie würden Sie ein Mädchen, das sich für den Beruf interessiert, dafür motivieren, auch diesen Weg zu gehen?
Wenn du dir wirklich sicher bist, dass du diesen wunderschönen Beruf erlernen möchtest, dann wirst du einen Weg finden, es zu tun - und dies mit Erfolg. Jedoch muss dir einfach bewusst sein, dass es kein Zuckerschlecken ist, denn du wirst immer Vollgas geben müssen. Du wirst an deine Grenzen gehen und das nicht nur körperlich, sondern auch psychisch, denn es werden dich viele Blicke kritisch mustern. Und du wirst auch viele dumme Sprüche oder Anspielungen ertragen müssen, aber du wirst es schaffen und stärker sein als je zuvor. Lerne diesen Beruf, denn es ist eine super Grundlage für dein weiteres Leben.


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