HOLZ-BLOG - BEMERKENSWERTES AUS DER HOLZBRANCHE


18.10.2023

Auch der Mond redet ein Wörtchen mit ...

Eine Horizonterweiterung der etwas anderen Art haben wir Mitarbeiterinnen der Geschäftsstelle kürzlich erlebt, als wir uns einen Nachmittag lang auf Weiterbildungstour begaben. Wie kam’s? Melanie Brunner besuchte Ende April die Mitgliederversammlung von WaldLuzern und lernte dort Hans (Housi) Bieri kennen. Mit dem Landwirt von der Spierweid in der Gemeinde Flühli LU kam sie ins Gespräch über das naturverbundene Wirken auf der Alp und im Wald und vernahm, dass auch der Mond bei gewissen Arbeiten ein Wörtchen mitzureden hat.

Nach der Fahrt durchs Entlebuch überquerte die Reisegruppe, welche mit Melanies Tochter Ariana ergänzt wurde, bald einmal die Kantonsgrenze und fand sich im Kanton Bern wieder. Vereinbarter Treffpunkt mit Housi war das Kemmeribodenbad. Hier erinnerte man sich sofort wieder an das heftige Unwetter von Juli 2022. Was müssen das für riesige Wassermassen gewesen sein, die hier so viel zerstört haben? Weiter geht’s dann als Konvoi in Richtung Spierweid. Mit dem Überfahren einer Brücke über eine markante Schlucht erfolgte auch die Rückkehr in den Kanton Luzern.

Ein Blockhaus aus Fichtenholz
Erster Halt erfolgte beim Hof Schönisey (schöne Bleibe). Die Betreiber haben dort ein Holzblockhaus aus Fichtenholz errichtet. Das ist eher untypisch, werden solche Massivhäuser sonst doch eher in Weisstanne gebaut. Der Wunsch der Bauherrschaft war die Nutzung des eigenen Holzes, weshalb das Objekt nun als Fichtenbauwerk an besonders schöner Lage steht. Übrigens – und da hatten wir wieder etwas gelernt: Die Hausbesitzer sind auch Besitzer eines Plenterwaldes. Was das bedeutet? Beim Plenterwald handelt es sich um einen vom Menschen bewirtschafteten Wald, bei dem Naturnähe und Stabilität im Zentrum stehen. Beim Plenterwald werden nur einzelne Bäume aus dem Bestand gefällt, daher finden sich Bäume aller Wuchshöhen darin.

Der Mond als Wegweiser
Wenn Housi vom Holzschlag erzählt, der beispielsweise auch für das Blockhaus nötig wurde, dann kommt automatisch der Mond ins Spiel. Der hat beim Holzschlag auch ein Wörtchen mitzureden, denn – so wird es seit Generationen überliefert – sollte Bauholz nur bei abnehmendem Mond geschlagen werden. Warum das so ist? Mondholz, das bei abnehmendem Mond geerntet wird, speichert mehr gebundenes Wasser in seinem Inneren. Bei der späteren Trocknung zieht es sich dann stärker zusammen und schwindet geringfügig mehr. Das Holz wird damit dichter, druckfester und auch resistenter gegen Schädlinge.

Wir fahren weiter. Bald wird das Umsteigen in Housis 4x4 nötig. Die Strassenverhältnisse sind anspruchsvoll und nicht für jedes Fahrzeug zu meistern. Die Strasse hat den Bieris das Leben lange schwer gemacht. Da der «Zustieg» zum Hof durch ein Moorgebiet führt, haben Natur- und Landschaftsschützer ausdauernd gegen das Projekt «Zufahrtsstrasse zur Spierweid» gekämpft. Nur der unglaublichen Beharrlichkeit Bieris ist es zu verdanken, dass sie ihre Alp heute mit dem Auto erreichen können. Und nur so ist es möglich, die Alp als Ganzjahresbetrieb zu führen. Ein Ganzjahresbetrieb, der die Existenz der Familie Bieri bedeutet.

Wissen von den Vorfahren
Doch wie war das früher? Housis Vater war noch mit Pferd und Fuhrwerk unterwegs. Von ihm hat Housi den Hof übernommen, mit seinen Eltern und seinem Bruder hat die Familie Bieri noch lange unter einem Dach, auf engem Raum, gelebt. Housi hat viel «altes» Wissen von seinen Eltern übernommen, das wird einem im Gespräch klar. Und genau dieses «alte» Wissen ist es auch, das so viel Naturbezug, so viel Logik, so viel Verständnis für Flora und Fauna erzeugt.

Die Natur ist es aber auch, die immer wieder Herausforderungen bringt, ja, sich auch ein Stück weit reguliert. So zum Beispiel mit dem Borkenkäferbefall 2005/2006/2007. Rund acht Hektaren waren betroffen. «Der Wald war alt», so Housi. Optimistisch, wie er ist, hat er auch daraus das Beste gemacht, hat dem Jungwuchs seinen Weg gelassen, ihm viel Licht und Luft zum Wachsen geschenkt und darf heute wieder auf einen gesunden, naturgeprägten Wald zählen. Licht und Luft – das will er auch seinem Vieh schenken. Die Bieris betreiben Mutterkuhhaltung. Eben diese Mütter mit ihren Kälbchen weiden nahe der Spierweid gemächlich im saftigen Gras. Die kleinen Kälbchen entzückten die Reisegruppe natürlich aufs Höchste.

Freundschaft im Wald
Housi erzählt weiter von den verschiedenen Funktionen, die der Wald einnimmt, beispielsweise die Schutzfunktion. Er erklärt, warum beim Holzschlag verschieden hohe Baumstrunke stehengelassen werden. Sie bilden nämlich ein ideales Keimsubstrat für Jungbäume. Zudem helfen Baumstrünke, den Schnee zurückzuhalten und Lawinen vorzubeugen. Übrigens - Asthaufen, die im Wald oft zu reden geben und als Unordnung bezeichnet werden, bieten Vögeln, Kleinsäugern und weiteren Tieren/Insekten wichtigen Lebensraum.

Immer wieder schön zu hören ist, dass Bäume soziale Wesen sind. Das stellt auch Housi fest. Wenn ein Baum über zu viel Flüssigkeit im Boden verfügt, weil er einen eher feuchten Standort einnimmt, achtet er darauf, dass er seinen Konsum reduziert und die Nachbarbäume vom Feuchtigkeitsaufkommen ebenfalls profitieren können. Echte Freundschaften entstehen da unter diesen Waldgenossen.

Auf der Spierweid gab es noch reichlich Gesprächsstoff mit Housi, seiner Frau Sabina und dem jüngsten Sohn Silvan, bevor es dann zu Fuss wieder zum Parkplatz runterging. Dabei durften wir die rund 1.5 Kilometer lange Zufahrtsstrasse beschreiten, welche Bieris heute das Leben erheblich erleichtert.

Für den Mondaufgang war’s noch zu früh, aber sich die Region bei Mondschein vorzustellen, fiel nicht schwer. Wie war das nochmal? Bei abnehmendem Mond Holz schlagen ist wichtig, oder Housi?



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