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06.04.2021

Corina Odermatt, Schreinerin bei Stuber Team AG

LHZ: Corina Odermatt, wann wussten Sie, dass Sie Schreinerin werden wollen? Und was gab den Ausschlag?
Ich habe mit 25 Jahren eine Zweitausbildung gemacht. Zuerst habe ich die Wirtschaftsmittelschule (WMS) in Zug abgeschlossen und eine Zeit lang in verschiedenen Büros gearbeitet. Dies hat mir aber nie richtig gefallen und ich wusste, dass ich noch etwas anderes machen muss, da ich am Ende des Tages ein handfestes Ergebnis meiner Arbeit sehen wollte. Seit ich in der Oberstufe als Schreinerin schnuppern war, ging mir der Beruf als Schreinerin nie mehr aus dem Kopf. Ein Freund hat mir dann zu einem Praktikum in einer Schreinerei geraten, wo ich nun noch immer arbeite.

Welche Berufe, ausser dem Schreinerberuf, haben Sie noch geschnuppert?
Ich habe als Hochbauzeichnerin, Drogistin, Grafikerin, Innendekorateurin, Schrift- & Reklamegestalterin und in einer Tierhandlung geschnuppert.

Sie sind als Bankschreinerin tätig? Was muss sich ein Laie unter diesem Beruf vorstellen?
In meinem Betrieb sind wir die Schnittstelle zwischen Maschinenraum und Montage. Wir bekommen die meist fertig gefrästen Teile vom Maschinenraum und bereiten sie zur Montage vor. Dazu kann die Vorbereitung der Fronten für die Lackierung gehören, das fertig Zusammenschrauben der Küchenelemente und das Palettisieren zum Schluss. Dabei sind wir verantwortlich, dass alles auf den Bau mitgeht, was der Monteur für eine reibungslose Montage benötigt. Wir arbeiten aber auch mit Furnier und Massivholz, das heisst wir schneiden Furnier für furnierte Teile zu, furnieren und machen sie bereit für die Oberflächenbehandlung. Dasselbe gilt für die Massivholzarbeit wie beispielsweise ein Tisch oder eine Barabdeckung. Aus einem rohen Brett rüsten wir die Friese und verleimen sie. Hier spielt der Kundenwunsch eine grosse Rolle, ob der Tisch schlicht sein soll oder wild oder sogar mit Ästen versehen. Darauf müssen wir bereits beim Auswählen des rohen Brettes achten.

Was kann der Werkstoff Holz, was andere Werkstoffe nicht können?
Er verleiht in jeder Form und in jedem Raum ein Gefühl von Wärme und wirkt «heimelig». Es gibt so viele verschiedene Hölzer. Ich denke, da ist für jeden Geschmack etwas dabei. Man kann einen Tisch sehr schlicht halten, kann ihn mit Beize sogar farblich noch verändern, man kann aber auch ein absolut rustikales Unikat mit Ästen herstellen. Sowieso ist eigentlich jedes Stück ein Unikat, Holz lebt und kein Baum ist genau gleich wie der andere.

Warum haben Sie sich dem Holz verschrieben?
Gibt es ein schöneres Material? ;o)

Begleitet Holz Sie auch in Ihrer Freizeit?
Ja, schon. Ich mache auch gerne Sachen für mich, kürzlich habe ich mir ein neues Bett gebaut. Ausserdem bin ich mittlerweile auch Anlaufstelle für einige Freunde, wenn sie Hilfe brauchen bei eigenen Projekten. Da entwickelt man schon einen grossen Berufsstolz.

Welches Arbeitsstück hat Ihnen in Ihrer Karriere bis jetzt am meisten Freude bereitet?
Ich durfte bereits so viele tolle Sachen machen. Da kommt mir zum Beispiel ein Barwinkel in den Sinn. Den durfte ich mit einem Nussbaumbrett herstellen, den ich nicht besäumte, das heisst, dass die natürliche Form des Baumes noch zu erkennen ist. Aber ganz speziell in Erinnerung geblieben ist mir eine Vitrine für Modelleisenbahnen. Da ich da noch in der Lehre war, durfte ich gleich auch mit zum Montieren. Abgesehen davon, dass mir die Arbeit grosse Freude bereitet hat, war es nichts im Vergleich zur Freude, welche die Kunden erleben. Selbst ein Jahr später, an einem Firmenanlass, kam die Kundin zu mir und erzählte von der Freude, welche ihr die Vitrine noch heute macht. Solche Augenblicke bereiten grosse Freude.

Welche speziellen Fähigkeiten sind von einer Schreinerin/einem Schreiner gefragt?
Man muss genau arbeiten können, ein Auge fürs Detail und einfach Freude am Rohstoff Holz haben. Vieles davon kann man in der Ausbildung lernen und trainieren.

Haben Sie als Frau in Ihrem Beruf Nachteile?
Ich denke, der einzig offensichtliche Nachteil ist die Kraft. Ich kann schlicht und einfach nicht so viel heben wie meine männlichen Kollegen. In meinem Betrieb ist es aber überhaupt kein Thema, dass mir jeder hilft. Es kommt auch nie ein dummer Spruch. Dafür bin ich meinen Arbeitskollegen auch sehr dankbar.

Schweizer Holz bedeutet Ihnen?
Das Gute liegt so nah. Klar gibt es auch wunderschönes Holz aus tropischen Gegenden, aber das verarbeite ich immer mit etwas gemischten Gefühlen. Warum solches verwenden, wenn wir in der Schweiz so viel wunderschönes Holz haben?


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